Aufatmen nach Stunden des Bangens: Drei Tage nach dem Gletscherabbruch im Süden der Schweiz hat sich die Lage nach Behördeneinschätzung vorläufig weiter entspannt. Vertreter der betroffenen Gemeinden und des Kantons Wallis erklärten vor Journalisten, dass das Risiko einer Flutwelle durch den hinter dem Schuttkegel aufgestauten Gebirgsfluss Lonza abgenommen habe. Auch weitere massive Bergstürze sind demnach derzeit nicht zu erwarten.
Aufgestaute Wassermassen laufen ab
"Die Lonza scheint ihren Weg gefunden zu haben", sagte der Gemeindepräsident von Blatten, dessen Dorf bei dem Gletschersturz am Mittwoch weitgehend zerstört wurden. Der Pegelstand des hinter dem Schuttkegel aufgestauten Sees sei inzwischen ungefähr einen Meter niedriger als noch am Freitag, erklärte Raphaël Mayoraz, Chef der Dienststelle Naturgefahren des Kantons Wallis. Die Wassermenge ist nach Schätzungen von rund einer Million Kubikmeter auf nunmehr etwa 800.000 Kubikmeter zurückgegangen.
Für die weiter talwärts gelegenen Nachbarorte von Blatten im Lötschental sei die Gefahr einer Überflutung damit weiter gesunken. "Sie war schon vorher nicht sehr hoch, und jetzt ist sie noch etwas niedriger", sagte Mayoraz.
Experten blicken nun auch gelassen auf erwarteten Regen
Den Fachleuten zufolge läuft das Wasser über den Schuttkegel, der das Flussbett der Lonza mit dem in die Tiefe gestürzten Geröll blockiert, nur langsam ab. Das sei aber gut so, erklärte Mayoraz. Denn damit sinke das Risiko, dass sich der Schuttkegel verflüssigt und viel Material weiter ins Tal rutscht. Die für die nächsten Tage vorhergesagten Regenfälle dürften demnach keine katastrophalen Auswirkungen haben.
Am Mittwochnachmittag war ein großer Teil des Birchgletschers im Schweizer Kanton Wallis abgebrochen. Rund drei Millionen Kubikmeter Gestein und Eis stürzten ins Tal und auf die Häuser im Dorf Blatten. Der Ort war zuvor bereits evakuiert worden, er wurde de facto durch das Gestein und die daraufhin aufgestauten Wassermassen völlig zerstört. Das Gesamtvolumen der Eis- und Gesteinsablagerungen am Talboden bezifferte der Kanton auf zehn Millionen Kubikmeter.
Aufräumarbeiten ziehen sich aber noch
Wann mit den Aufräumarbeiten im Lötschental begonnen werden kann, ist noch nicht abzusehen. Laut Experteneinschätzung müssen rund neun Millionen Kubikmeter Geröll beseitigt werden. Die Trümmer, die zu etwa einem Drittel aus Eis bestehen, gelten im Moment als noch zu instabil, um Menschen und Bagger darauf zu lassen. Die Behörden fordern Touristen und Schaulustige deshalb weiterhin auf, sich nicht in das Katastrophengebiet zu begeben. Auch nach einem seit dem Bergsturz vermissten 64-jährigen Mann konnte bislang nicht gesucht werden.
Mit Material von AFP und dpa
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