Wo eine Pizza früher neun Euro kostete, sind es heute oft zwölf. Oder ein halber Liter Bier: früher um die drei Euro, heute vielfach fünf Euro. Essengehen ist in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden. Laut Statistischem Bundesamt (externer Link) sind die Preise in der Gastronomie seit 2020 um rund 30 Prozent gestiegen. Deutlich mehr als die allgemeinen Verbraucherpreise, die in den vergangenen fünf Jahren um rund 20 Prozent nach oben gingen (externer Link).
Söder: Mehrwertsteuersenkung kein Wahlgeschenk
Das liegt zum Teil daran, dass während der Corona-Pandemie zwischenzeitlich ein geringerer Mehrwertsteuersatz galt. Diese Maßnahme lief zu Beginn des vergangenen Jahres aus. Dahin will die schwarz-rote Koalition im Bund nun wieder zurück. "Die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie wird zum 01.01.2026 dauerhaft auf sieben Prozent reduziert", verspricht der Koalitionsvertrag.
Durchgesetzt hat das in erster Linie die CSU. Es handele sich nicht um ein Wahlgeschenk an die Wirte, betont CSU-Chef Markus Söder: "Gastronomie ist Teil unserer Kultur. Und ich finde es auch immer mutig, dass gerade Leute mit dem größten Einkommen am schlausten darüber reden, ob andere sich einen Gastronomiebesuch leisten sollen oder nicht."
Im Ausland nur Bruchteil an Kunden weitergegeben
Würde man die Steuersenkung eins zu eins auf die Preise umlegen, würde eine Pizza statt zwölf Euro nur noch 10,80 Euro kosten, ein Schnitzel mit Pommes und Salat für 18 Euro würde auf 16,20 Euro sinken.
In Frankreich, Schweden und Finnland gab es solche Senkungen der Mehrwertsteuer bereits. Das Resultat war laut Florian Neumeier vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung eindeutig: "Ein Großteil der Mehrwertsteuersenkung verblieb bei den Gastronomen und hat dort zu höheren Gewinnmargen geführt", sagt er im ARD-Verbrauchermagazin "Plusminus". In Frankreich seien nur ungefähr zehn Prozent der Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weitergegeben worden, in Schweden und Finnland rund 25 Prozent.
Gastroverband verweist auf steigende Kosten
Bayerns Gastrobranche kündigt im BR-Interview jetzt offen an: "Da werden die Preise in der Gastronomie nicht sinken können. Aber vielleicht steigen sie nicht weiter so stark an", so Thomas Geppert, Geschäftsführer des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA Bayern). Geppert verweist auf gestiegene Kosten für Material, Löhne und Energie.
Die Verbraucher zu entlasten, sei in Deutschland auch gar nicht das politische Hauptziel der Steuersenkung, so Geppert. Es gehe um die Zukunft der Gastronomie. Gerade im ländlichen Raum machten gerade traditionelle, familiengeführte Betriebe und Dorfwirtshäuser dicht: "Diese Strukturen verlieren wir dauerhaft."
Verbraucherorganisation fürchtet, dass große Ketten profitieren
Dass die Mehrwertsteuersenkung diesen Trend bremst, bezweifeln Verbraucherschützer: "Das kleine Gasthaus hat doch gar nichts davon, wenn der McDonalds 300 Meter weiter an der Autobahn im Prinzip die gleiche Entlastung erfährt", sagt Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann. Kleine Wirtshäuser und Restaurants auf dem Land sollten besser gezielt mit Förderprogrammen unterstützt werden. Vom Sieben-Prozent-Plan würden vor allem die großen Ketten profitieren.
Der Gastroverband hatte sich besonders für die Steuersenkung eingesetzt – und hält dagegen: Laut DEHOGA-Geschäftsführer Geppert würden Fastfoodketten ihren Umsatz vor allem im To-Go-Geschäft machen. Dafür gelten schon jetzt sieben Prozent. Es sei nur fair, wenn auch die restliche Gastronomie nur noch den gesenkten Mehrwertsteuersatz ausweisen müsse.
Wegen gestiegener Preise: Deutsche gehen weniger Essen
Den Staat kostet die Mehrwertsteuersenkung laut ifo-Institut rund drei bis vier Milliarden Euro jährlich. "Es gibt sehr viele Branchen, die unter steigenden Kosten leiden. Sich da jetzt die Gastronomiebranche herauszugreifen, ist schwer zu rechtfertigen", sagt ifo-Forscher Neumeier.
Wie viel von der Steuersenkung am Ende bei den Kunden landet, bleibt abzuwarten – die Preisspirale zuletzt hatte jedenfalls Folgen: Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK (externer Link) aus dem vergangenen Jahr ergab, dass 52 Prozent der Deutschen wegen der gestiegenen Preise inzwischen seltener ins Wirtshaus gehen. 31 Prozent gaben an, weniger als einmal im Monat auswärts zu essen – und 16 Prozent sagten sogar "nie" oder "so gut wie nie".
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